Martin Kaule – Ostseeküste 1933-1945

ein kritischer Lost-Place-Reiseführer

Ein schmaler Band, der ideal in die Seitentasche des Expeditionsrucksacks passt, auf dem Weg zu Lost Places in Norddeutschland.
Der historische und durchaus kritische Reiseführer von Martin Kaule ist regionalgeschichtlich höchst informativ und im wahrsten Sinne des Wortes zielführend. Ausgehend von drei Teilbereichen – westliche Ostseeküste, Mecklenburger Bucht sowie östliche Ostseeküste – werden die wesentlichen Gebäude, Monumente und Örtlichkeiten aus der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und des Dritten Reichs aufgeführt. Dazu gehören Kasernenanlagen, Schutzbauten und Industriekomplexe, aber auch Gefängnisse, Gefangenen- und Konzentrationslager.
Der Leser erfährt manches, was vielleicht noch unbekannt ist. Wer weiß schon, dass sich mitten in der ostholsteinischen Provinz ein KZ-Außenlager befand? Die historischen Backsteingebäude am Rande von Ahrensbök sind heute Gedenk- und Begegnungsstätte. So erfährt man, dass viele ehemalige Wehrmachtskasernen noch heute von der Bundeswehr genutzt werden und auch viele Weltkriegsbunker heute noch für den Zivilschutz eingeplant sind. Zur Kriegsgeschichte gehören aber auch die verlassenen Truppenübungsflächen und vergessenen Brachlandschaften der Waffenforschung und Rüstungsindustrie. Industrielandschaften, über die längst das Gras gewachsen scheint. Wie das Gelände des ehemaligen Luftzeugamtes Pötenitz, bei Dassow hinter der ehemaligen Grenze. Dort rätseln heute Spaziergänger, was es mit den eingestürzten Betondächern und verschütteten Bunkereingängen wohl auf sich hat. Mit dem Buch erfährt man, was dort im Auftrag der Nazis bis 1945 erforscht und erprobt wurde. Erst mit dem passenden Hintergrundmaterial ist eine Vorstellung möglich, wie es beispielsweise gegenüber, auf dem Priwall, während des Weltkriegs ausgesehen hat. Möglich wird das für den Bereich der gesamten deutschen Ostseeküste – vom Sitz der letzten Reichsregierung Dönitz in Flensburg bis zur ehemaligen Raketenversuchsanstalt Penemünde und darüber hinaus. In der eher dünn besiedelten norddeutschen Küstenregion findet sich eine Vielzahl an historischen Spuren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und des Weltkriegs. Kaule gelang es, über 200 regionale Orts- und Objektbeschreibungen zusammenzutragen und mit geschichtlichen Notizen zu ergänzen. Abgerundet wird das Brevier durch anschauliches Kartenmaterial, so dass eine wirkliche Planung der Exkursionen möglich ist.