„Lügen haben kurze Beine!“ – was nicht stimmt und deshalb gelogen ist. Allerdings soll einem Lügner tatsächlich an der Nasenspitze abzulesen sein, ob er lügt oder die Wahrheit spricht. So zumindest die Erkenntnisse forschender Psychologen – die dabei auch nicht die Nase der Märchenfigur Pinocchio erforschten.

Die Nasenspitze von Lügnern soll auch gar nicht länger, sondern kälter werden. Das phänomenale Indiz soll dabei zuverlässiger als jeder Lügenfetektor sein.

Wärmebildkameras als Lügendetektoren

Tatsächlich haben Psychologen der University of Granada entdeckt, dass während Unwahrheiten erzählt werden, die Temperatur der Nasenspitze des Lügners um 0,6 bis 1,2 Grad Celsius sinkt, die Oberflächentemperatur der Stirn hingegen bis zu 1,5 Grad steigt. Diese Forschungsergebnisse, die auch im renommierten Journal of Investigative Psychology and Offender Profiling publiziert wurden, sind im Thermografie-Verfahren festgestellt worden. Dabei wird die Oberflächentemperatur des Gesichts durch eine Wärmebildkamera gemessen.

Je größer die Lüge, umso höher der Temperaturunterschied

Die Studienteilnehmer haben dabei festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Lüge analog zum Temperaturunterschied zwischen Nase und Stirn ansteigt. Je größer dieser Temperaturunterschied ist, umso sicher ist anzunehmen, dass die Person eine Lüge kommuniziert. Was zukünftig für Kriminalforensiker eine wesentliche Erkenntnis sein könnte. Für den Test konfronierten die rund 60 teilnehmenden Studenten Freunden und Familienangehörigen mit Lügereien und ausgedachte Erlebnisse und filmten sich dabei mit einer Thermalkamera.

Logische Erklärung

die Welt und die Lüge
Wahrheit oder Lüge?

Studienleiter Emilio Gomez Milan weiß auch, warum dies so ist: Wird eine Lüge kontruiert und ausgesprochen, muss der Lügner genau nachdenken, seine „Geschichte“ gestalten und den Kontext genau analysieren. Diese kognitive Höchstleistung führt zu einem Temperaturanstieg der Stirn. Da sich der Lügner jedoch während einer Lüge unter Druck setzt und dabei permanent fürchtet, aufzufliegen, entsteht Stress und Angst, was zu einem Zusammenziehen bestimmte Blutgefässe führt. Dadurch kühlt die Nasespitze ab.

Therografie genauer als Polygrafie

Die Erfolgsquote, Lügner erfolgreich zu entlarven, lag bei dieser Studie unter Laborbedingungen bei ganzen 80 Prozent. Lügendetektoren, sogenannte „Polygrafen“, die ebenso physiologische Veränderungen aufzeichnen, erreichen durchschnittlich lediglich eine Trefferquote von 70 Prozent. Dabei werden jedoch Veränderungen wie die Leitfähigkeit der Haut, die Atmung und der Blutdruck gemessen und aufgezeichnet. Die Thermografie liefert dabei wesentlich genauere Ergebnisse.

Genauer – aber gefährlicher

Studienleiter Milan regt an, während Verhöre das Thermografieverfahren einzusetzen. Die Effektivität bisheriger Methoden könnte zunehmen – wobei dieses Verfahren den Nachteil hat, das auch Personen ohne ihr Wissen und Einverständnis mittels Thermografie analysiert werden könnten. Während bei deutschen Polizeibehörden bereits die Verwendung von Polygrafen umstritten ist, sollen westliche Nachrichtendienste bereits Thermografieverfahren in verschiedenen Bereichen einsetzen.