Köln

Nordrhein-Westfalen, Deutschland

Wenn ich mit dem Zug unterwegs bin, achte ich darauf, viele Zwischenaufenthalte wahrnehmen zu können. Wenn es in den Süden geht, will ich möglichst zwischendurch in Köln aussteigen. Vom Bahnhof ist es nicht weit auf die Domplatte. Nicht der Dom ist das Ziel.

Im Schatten der Kathedrale liegt ganz versteckt ein kleiner Torbogen, keine vier Meter hoch. Ein Römertorbogen, ein „richtig“ Echter, ganz verwittert vom Zahn der Zeit und dem Urin der Deliriker.
Hier lag einst die Grenze zwischen dem Römischen Reich und dem barbarischen Germanenland, hinter dem Rhein. Ein antiker Durchlass, der eher vergessen und unbeachtet vorhanden ist, als ob er nichts dafür könnte.
Ein stiller, ganz persönlicher Brauch ist es, durch das Tor symbolisch und bewusst in eine andere Welt zu schreiten. Und der Süden ist im Vergleich zum Norden eine andere Welt. Wenn noch etwas Zeit ist, kann man ja von der Domplatte zum Rhein hinunter spazieren; das entspannt. „Vater Rhein“ spendet Geborgenheit. Nur nicht in den Dom gehe . Das ist Stress. Jedesmal, seit Jahren, nehme ich mir bisher vergeblich vor, das Römisch-Germanische-Museum zu besuchen, gleich beim Dom um die Ecke. Nie habe ich es geschafft. Das letzte Mal war ich in der Kindheit drin.

Nur noch schwache Erinnerungen an eine wunderbare Rheinfahrt mit überwiegend älteren Leuten. Postkartenerinnerungen im Stil der fünfziger Jahre, dabei war es doch in den Siebzigern. Start war in Köln, Ziel war Mainz. Unterwegs dann die Burgen, Kaub und die Loreley. In Köln wurde vorher noch das Museum besucht, vorher natürlich noch die Heiligen drei Königen im Dom. Der Pergamon-Altar – ach, der ist ja nicht in Köln, der ist ja in Berlin. Und Stollwerck-Schokolade. Dann hören die Erinnerungen an früher auch schon auf.
Was soll man sonst machen, in Köln, bei einer Stunde Zwischenaufenthalt. In eine Kneipe, auf einen halben Hahn? Wenn doch wenigstens Karneval wäre. Lieber doch nicht; da war doch was.




Dann vielleicht spazieren, durch den Trude-Herr-Park. Wo war noch mal das Millowitsch-Theater…? Und was war mit BAP? Diese Band, als Norddeutscher eher eine unverständliche Wundermaschine, zu der ich nie einen Zugang hatte. In der Flandrische Straße, sozusagen schräg gegenüber dem Millowitsch-Theater, steht das Hotel Flandrischer Hof. Sehr gut, äußerst zentral, angemessene Preise und sehr zu empfehlen. Zu Karneval natürlich auch unbezahlbar. Wer also auf schlüpfrige Abenteuer in den schmuddeligen Parkhäusern rings um der Domplatte steht, sollte Monate im Voraus buchen. Alle anderen: Köln zu Karneval meiden! Machen übrigens auch viele Kölner (wobei Karnevalisten natürlich behaupten, sowas würden nur einige Kölner tun). Hat Köln Lebensqualität, kann man dort hinziehen? Ich zweifle etwas. Köln hat da so etwas eigenes und ganz besondere Einwohner. Lokalkolorit und Traditionen sind durchaus heiter, „rheinisch“, dort am Rhein, aber doch Eigen. Zweifellos gehört Köln zu den großen Fünf, die unbedingt zu einer Deutschland-Expedition gehören: Berlin – Hamburg – Köln – München – Dresden.



Leserbrief schreiben

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.