Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland

Von Westen kommend, erreicht man Klütz, die kleinste Stadt Mecklenburgs, nach einer scharfen Rechtskurve. Eine Chaussee führt hinab in das Örtchen mit den niedrigen Backsteinhäusern. Der merkwürdige Kirchturm, der in der seltenen Form einer Bischofsmütze gebaut wurde – aus welchen Gründen auch immer – ist weithin zu sehen.

Softeis gibt es an der kleinen Verkaufsluke in einem Baumarkt, direkt hinter dem Ortseingang am Ende der Chaussee. Der Andrang ist groß und sagt alles: Es könnte gut sein, keine Frage. Und noch mehr.

„Das beste Softeis weit und breit.“ Das ist das beste Softeis der Welt. Das Eis wird täglich frisch gemischt und gezapft – und zwar aus alten Softeismaschinen aus der DDR.

Das hat nicht Uwe Johnson geschrieben, aber er hätte es schreiben können, hätte er dieses Eis kennengelernt und wäre ihm nach solchen Zeilen gewesen. Bis heute ist jedoch in der Literaturwissenschaft strittig, ob Johnson jemals in seinem Leben in Klütz gewesen ist. Der gebürtige Mecklenburger verarbeitete den Ort zwar ausführlich und breit in seinem Werk, hatte ansonsten mit oder in Klütz jedoch niemals etwas zu tun.
Dennoch wird hier dem Werk des Schriftstellers gedacht. Ein alter mecklenburgischer Speicher mitten im Ortskern von Klütz beherbergt seit einigen Jahren das Uwe-Johnson-Literaturhaus. Dort kann man sich das Leben und Werk des umtriebigen und selbst als Schriftsteller ungewöhnlich exzentrischen Eigenbrötlers ansehen. Ein Besuch ist für Fans und Kulturreisende ein absolutes Muss!
Wer mit dem Fahrrad durch Klütz fahren will, sollte wissen, dass das Kopfsteinpflaster im Ortskern teilweise brutal ist. Die verwinkelte Kopfsteinpflasterstraße nach Nieder-Klütz erinnert an die Erzählungen von Onkel Bräsig, die in diesen Landschaften spielen. Der ist so eine andere mecklenburgische Legende, allerdings aus der Nach-Franzosenzeit.
Ein weiteres Highlight ist der Schmetterlingspark in Klütz. Da bin ich jedoch nie gewesen. Und natürlich das Schloss Bothmer. Dort bin ich nur vorbeigekommen. Ein Ausflug dorthin soll sich auf jeden Fall lohnen. Gartenliebhaber, sagt man, kommen dort voll auf ihre Kosten.

Ich rate jedoch ausdrücklich davon ab, den Strand in Boltenhagen während der Sommermonate zu besuchen, da er dann meistens überfüllt ist. Außerdem gibt es dort nur für viel Geld hübsch hässlichen und billigen Kitsch. Dann lieber im Winter. Bei einem Spaziergang im Schneetreiben zwischen Klütz und Boltenhagen erlebt man garantiert eine melancholische Stimmung. Die sind völlig kostenlos, aber mächtig beeindruckend.
Aber Achtung: Der Weg durch Niederklütz ist mit rutschigen und unebenen Pflastersteinen versehen.