In Lübeck wurde ein neues Fass aufgemacht: das Marienkrankenhaus mit traditioneller Entbindungsstation soll vom katholischen Träger an das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) veräußert werden. Um dann, so die angeblichen Überlegungen, jene Entbindungsstation in der nagelneuen Geburtenklinik des Lübecker UKSH-Uniklinikums zu integrieren.
Nun ist die Empörung groß: Kundgebungen, Mahnwachen und begleitende Aktionen geben Betroffenen, Parteien und Interessengruppen Gelegenheit, ihrer Empörung Ausdruck zu verleihen. Es geht um eine völlig unangemessene und fragwürdige Kommunikation der Klinikleitung über den Köpfen der Beschäftigten hinweg und eher heimlich vereinbarten Beschlüssen in existenzielle und drastische Entscheidungen zum Nachteil des Marienkrankenhaus.
Das 1888 eröffnete Krankenhaus im Herzen der Stadt ist ein Haus mit Geschichte und Geschichten. Der jetzige Bau von 1914 wurde erst 2019 an das ehemalige C&A-Kaufhaus in der Mühlenstrasse (jetzt als MZM – Medizinisches Zentrum am Marien-Krankenhaus) verbunden. 1400 Geburten jährlich, 200 Mitarbeiter und 40 Belegärzte.
Tatsächlich ist aber noch gar nichts entschieden. Das UKSH würde wohl gerne, dementiert aber jegliche Entscheidungen.
Geheime Entscheidungen, die faktisch überhaupt nicht bestehen.
Trotzdem fordern Lokalpolitiker bereits politische Konsequenzen: die einen fordern die teilweise Übernahme durch die Stadt, also dem Steuerzahler, andere konstruieren das Problem zu einer bewusst „frauenfeindlichen“ Entscheidung zurecht, weil ja dann Frauen in Lübeck nicht mehr frei entscheiden könnten, wo sie entbinden können.
Kurios: Vor kurzem wurde bekannt gegeben, das nicht minder traditionelle „Heilig-Geist-Hospital“, ein städtisches Altenheim, zu schließen. Notwendige Umbauten und Renovierungen würden einen Weiterbetrieb nicht möglich machen. Soweit zu städtischen Engagements.
Aber Geschäft schlägt Traditionen. Bekanntlich.

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