Gestern war Sonnenfinsternis. Wird sich erzählt. Also gehen habe ich nichts. Oder, treffender: Alles: Das volle Sonnenprogramm. Licht, Geblende, aber eben keine Verdunklung, kein Geschiebe vor den Planeten, nichts partizielles, auch nichts tendenzielles. Gar nichts. keine Finsternis.
Aber das ist eben so. Ich bekomme die gesellschaftlich-wesentliche Sachen einfach nicht mehr richtig mit. Dafür macht man sich zwar auch keine Sorgen und Gedanken, aber irgendwie hinkt man immer so ein bischen hinterher. So ist das wenigstens wieder symbolisch, das mit der Sonnenfinsternis neulich. Darüber freuen sich Fatalisten.

Was hat man auch davon, solchen Dingen zuzuschauen? Man lässt sich die Gelegenheit eines Gottesbeweises entgehen. In dem man einen bestimmten Augenblick mit möglichst vielen Menschen auf der Welt gemeinsam verbringt, macht man sich seiner eigentlichen Existenz im Kollektiv bewusst. Völlig ohne Drogen. Das ist irgendwie schon bewegend.
Einige Menschen schauen auch in die Luft, manche angestrengt, einige aber auch belustigt, als ob ein Comedy-Auftritt erwartet würde. Insgesamt geben aber weniger als die Hälfte hier vor, Interesse an dem Naturschauspiel zu hhaben, das hier gleich zu erwarten ist. Die anderen geben sich überzeugt, von nichts zu wissen.

Wenn sie sich nicht gerade wie Statisten durchs Bild stehlen, spielen sie nahezu die Ahnungslosen. Wenige spielen so gut, dass man ihnen durchaus abnehmen könnte, jemals nur etwas von der Existenz der Sonne oder des Mondes gehört zu haben. Das juckende Knie, die nörgelnde Partnerin, das gestörte Haustier – alles ist näher, alles ist interessanter.
Vielleicht besser, als ein ehrliches Interesse nur zu heucheln. So haben die meisten dann, wie ich, nur einen flüchtigen Blick auf das Spektakel geworfen, haben das Wesentliche dann versäumt und nöhlen dann herum. Das dann doch nicht.