Eine Reise durch Deutschland
Wolfgang Büscher – Deutschland, eine Reise
Ein Buch, das der NDR als „Melancholisch, so schön, so vielschichtig“ gepriesen hat, da muss man vorsichtig sein. Wolfgang Büscher – „Deutschland, eine Reise“.
Dabei muss ich feststellen, dass ich Wolfgang Büscher ausgesprochen mag, seit dem Bericht seiner Wanderung zwischen Berlin und Moskau. Autoren, die man nicht mag, mag man ja auch nicht lesen. Das macht ja auch keinen Spass.
Büschers literarische, vielleicht auch grundliegend dokumentarische Reise liest sich mit Spass und Spannung.
Drei Monate war der nüchterne Journalist um Deutschland herum unterwegs und legt in seinem Buch Zeugnis darüber ab, was ihm dabei wiederfuhr. Ganz individuell und mithilfe von Verkehrsmitteln, die sich zufällig angeboten haben bewegte er sich fort, oft ging er auch zu Fuss. Die Begegnungen des Autors unterwegs waren dabei die Perlen auf dem Weg, der bei solchen Abenteuern das eigentlich Ziel ist.
Denn ein Ziel schien es nicht zu geben, obwohl: Büscher wollte dort wieder angekommen, wo er zu Beginn gestartet war.
Vom Rhein aus wanderte er also erst durch Ostfriesland, entlang der niedersächsischen Nordseeküste, nimmt danach sporadisch einige Stationen in Schleswig-Holstein. Danach geht es durch den Osten, nach Bayern und direkt ins Gebirge. Schliesslich wieder nördlich in Richtung Westdeutschland, nach Niedersachsen hoch. Ebenen eine bunte Reise um Deutschland herum.
Wahllos herausgepickt: Gespräche unter dem Heizpilz am Timmendorfer Strand. Reiche Menschen mit Baseballkappen, die ihre Sneaker wie Statussymbole tragen. Die Beschreibung der Tristesse einer pensionierten Oberschicht, für die in Spanien, in Südfrankreich oder am Gardasee offenbar kein Platz mehr war. Tatsächlich gibt diese Tristesse an der Lübecker Bucht und, zugegeben, was wäre Timmendorf, Scharbeutz und Travemünde ohne seine Rentner und Pensionäre.
Nüchtern und sachlich, in einem dokumentarischen Stil, der kaum Pausen zulässt. Das Nachdenkliche entsteht zwischen den Zeilen, das Sachliche mit den beschriebenen Verhältnissen.
Unvermeidlich: Tee in Braunau. Doch ganz ohne dem Herrn H. geht es vorwiegend vielmehr um lokale Spezialitäten und um den ansässigen Einzelhandel. Was sollen sie auch machen, diese Steine der Zeitgeschichte. Anders dann natürlich, da unvermeidbar, ist es anschließend am Obersalzberg.
Statt Massentourismus am Eagle´s Nest jedoch heimliche Exkursionen an einem Lost Place. Baustellen.
Verlässlich kommt Wolfgang Büscher, wie sollte es anders sein, am Ende des Buches genau dort wieder an, wo am Anfang die Reise begann. Für den Autor ein Trip voller unglaublicher Entdeckungen, für die Leser natürlich auch. Die 250 Seiten des Rowohlt Taschenbuchs waren schnell gelesen.