Ein Meisterspion aus Lübeck

Denn auch den Briten war der junge Journalist aufgefallen. So gibt man sich in einem Bericht beeindruckt über den jungen „höchst intelligenten“ Mann, der neben seiner deutschen Muttersprache sechs Fremdsprachen beherrschte: Englisch, Italienisch, Französisch, Dänisch, Spanisch und Portugiesisch.
Vermutlich bereits in Lübeck erhielt Fidrmuc im gesellschaftlichen Kreis des Lübecker Ruderklubs Kontakt zu einem jungen Reichswehr-Offizier, der den deutsch-Tschechen für äußerst interessant hielt. Es ist zu vermuten, dass auch Fidrmuc eine Nebentätigkeit für den Abwehr-Dienst für lukrativ hielt. Nach eigenen späteren Aussagen begann Fidrmuc schon vor 1935 für die Abwehr zu arbeiten. So will er vor dem Anschluß Österreichs 1938 in Wien konspirativ tätig gewesen sein, direkt danach der Deutschen Abwehr aus Polen die Aufmarschpläne des polnischen Generalstabs beschafft zu haben. Außerdem, so Fidrmuc, sei er die Schlüsselperson zu den Produktionsplänen der Ölraffinerien von Ploiești auf dem Balkan.
Im Mai 1939, das steht fest und ist aktenkundig, wurde Fidrmuc Mitglied der NSDAP. Schliesslich heiratete er eine Dänin und ging mit ihr nach Kopenhagen. Dort wäre durchaus ein unauffälliges Leben möglich gewesen. Ganz stark ist jedoch davon auszugehen, dass der Nazi-Spion weiterhin für die Deutsche Abwehr tätig war und vermutlich stark den deutschen Angriff auf Dänemark vorbereitete. Im November 1939, nur wenige Monate vor der deutschen Invasion, blieb sein Treiben jedoch nicht unentdeckt, er und seine dänische Ehefrau kamen in Haft, wurden im Austausch mit skandinavischen Agenten jedoch nach wenigen Wochen aus Dänemark ausgewiesen. Anfang 1940 bereits wurde Fidrmuc samt Ehefrau von Abwehr-Chef Canaris nach Lissabon abgeordert. Dort sollte das Pärchen einen Spionagering aufbauen, den „Ostro-Ring“. Es sollten die Bewegungen der Briten und Amerikaner auf der Iberischen Halbinsel aufgeklärt werden. Natürlich bekamen die britischen Nachrichtendienste davon Kenntnis. Man schien dort aber von den Fähigkeiten Fidrmucs überzeugt zu sein und schien bestrebt, ihn umzudrehen. Die Briten versuchten, ihn abzuwerben, vielleicht sogar als Doppelagent anzuwerben, was sich jedoch schnell als erfolgloses Unternehmen abzeichnetet.