Faserland, oh, Faserland!

Christian Kracht – Faserland

Der Roman, der Christian Kracht groß gemacht hat; oder: dieses Buch, das den Autor bei seinen künftigen Stammlesern, „Fans“ wie behauptet wird, sympathisch gemacht hat. Ein Roman, der den literarischen Meilenstein „Popliteratur“ geschaffen hat.
Kracht nimmt den Leser mit auf eine Deutschlandreise, von Nord nach Süd, von Sylt bis an den Bodensee – und darüberhinaus. Angeblich ein Jugendroman, tatsächlich aber mindestens auch ein Generationsroman.

Christian Kracht – Faserland

Ich habe das Buch mehrfach gelesen und es höchstens als einen Spät-Jugendroman empfunden. Als einen Bericht aus der Zwischenzeit, wenn sich die Jugend langsam abmeldet, die Freunde nach und nach ihre eigenen Konstellationen basteln und die eigene Bedeutungslosigkeit so richtig klar wird.
Beim letzten Mal empfand ich die acht Kapitel als sehr persönliche Erzählung, die sich in kurzen SMS- oder WhatsApp-Nachrichten zusammenfassen lässt.
Bei mir, in eigenen Worten könnte das so aussehen:

1
War in Sylt unterwegs, hauptsächlich mit Karin. Im Odin gewesen, auch bei Gosch auf List. Strandkörbe und Bunker, wie früher. Sylt ist eigentlich superschön. Gut, dass ich meine Sonnenbrille mit hatte.

2
Mit dem Abendzug dann nach Hamburg, sogar die mit Speisewagen. Komischer Typ mit Lenin-Bärtchen. In der Zugtoilette eingedöst. Mit dem Taxi zu Nigel nach Pöseldorf. Seltsame Party.

3
Noch seltsamere Erlebnisse anschließend bei Nigel. Zum Flughafen, die nächste Maschine nach Frankfurt. Lufthansa, mit Pfirsich-Joghurt in der Barbourjacke. Eklig.

4
Der wuchtige Frankfurter Flughafen. Im Hotel ging mir dann der Streit mit Alexander nicht aus dem Kopf. Apfelwein im Eckstein, flirte gerade, als Alexander hereinkam. Nahm seine Jacke und verschwand.

5
Raus aus Frankfurt, mit dem ICE nach Karlsruhe. Trendforscher Horx getroffen, stieg dann doch lieber in Heidelberg aus. Nettes Hotel, „Alt-Heidelberg“. In der Max-Bar den Eugen kennengelernt, wilde Drogenparty. Ich sagte nein.

6
Rätselhafterweise dann in München gelandet. Wieder Party, Rollo aus Heidelberg getroffen. Nervige Hippies und Technobeats. Um ein Uhr nachts noch ins Schuhmann, Maxim Biller hielt Hof. Anschließend zu Rollo und seiner Opium-Liege.

7
Mit dem Auto nach Lindau. Dann zu Rollos Eltern nach Meersburg. Die Modzeit und andere Jugenderinnerungen. Noch eine Party. Plötzlich ist Karin da und freut sich, mich zu sehen. Ach Karin. Mit Rollos Porsche dann über die Grenze zur Schweiz.

8
Abhängen im Zürcher Hotel. Zürich ist schön. Ich gehe spazieren. In der Zeitung dann die Meldung über den verunglückten Rollo, den jungen Millionärserbe. Dann ins Hotel und mit dem Taxi nach Kilchberg, zu Thomas Mann. Eine Zigarette und der Blick auf den See.

Christian Krachts Geschichte ist natürlich viel ausführlicher, interessanter und mit ganz anderen Worten beschrieben. Der Erzähler beschreibt eine verwirrte Jugend auf der Suche nach sich selbst. Er beschreibt mit Distanz, hält sich zurück und läßt manchmal den Moralisten herausblicken.
Ok – ein jugendlicher Roman. Lesen!

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