Berlin
Berlin, Deutschland
Ganz vage Erinnerungen an die Mauerstadt früher.
Den bunten 1970er Jahren, Erinnerungsbilder in Agfa-Color.
Mit dem Flugzeug aus dem Westen, anders ging es damals nicht. Die obligatorischen Pan-Am-Taschen, damit auch die Berliner ihren Westbesuch erkennen.
Das Café Kranzler auf dem Kurfürstendamm: Guck mal, Jan, da vorne sitzt ja der Ilja Richter!
Vor dem Europa-Center, am großen Taxistand, passte ich dann auf; vielleicht würde man ja noch Fritze Flink sehen? Angeblich trafen wir dann bei den Wühlmäusen noch auf Wolfgang Neuss, der sich seine Gage gerade an der Abendkasse abholte – Nee, heute sei hier nix los, knurrte er.
Spielpause bis Samstag.
Zum nächsten Mal in Berlin kam es dann erst einige Jahre später, anlässlich der obligatorischen Klassenfahrt. Das war ein Jahr vor dem Mauerfall.
Mauerstadt in den letzten Zügen. Wir guckten gruppenweise von West nach Ost, von einer Aussichtsplattform aus über die Mauer hinweg, „dort drüben“, wurde da erzählt, „unter dem Hügel, da war der Bunker, da haben sich Adolf Hitler und Eva Braun erschossen“. Soso. Ganz weit dahinten war so ein Sandhaufen zu erkennen.
Vielleicht hatte man sich aber auch geirrt.
Zu unserer Reise nach Westberlin gehörte auch ein Tagesbesuch des anderen Berlin, nämlich der „Hauptstadt der DDR“. Inklusive Zwangsumtausch von 25 Ostmark und dem Übergang in den Ostblock durch Pappwände an der Friedrichstraße.
Letzte Gelegenheit, eine Kettwurst unter den Linden zu erleben.
Wir wussten natürlich nicht, konnten ja nicht ahnen, dass dies die letzte Gelegenheit war.
Das wenige Monate später die „DDR“ wie ein überholter Freizeitpark Konkurs machte. ‚
Das ahnte damals nicht einer von uns.
Natürlich: Alexanderplatz: Eisbecher unter dem Fernsehturm. Beobachtet von zwei Ostmädchen, („ob die von der Stasi sind?“), als wir denen dann Eis spendieren wollten, liefen sie kichernd davon. In den Katakomben unter dem Flughafen Tempelhof suchten wir am nächsten Tag nach dem Übungsraum der Ärzte, fanden immerhin Belas Schlagzeug und zwei Bandmitglieder der Waltons, die aber gerade keine Lust hatten, sich mit uns abzugeben.
Zurück nach Hamburg ging es dann natürlich im Zug über die Transitstrecke.
Am Grenzübergang interessante militärische Folklore. Grenzsoldaten in Breeches und mit Schäferhunden und Maschinenpistolen.
„Wie die SS früher“, meinte jemand unter uns. Und „Ruhe!“, zischte ein Lehrer.
Sowas kann hier Ärger bringen.
Es passierte aber natürlich nichts.
Später war ich dann immer wieder mal in Berlin. In Abständen.
Das erste Ska-Festival im Babelsberger Park lasse ich aber ausdrücklich unerwähnt, Babelsberg gehört ja auch zu Potsdam, ist also gar nicht Berlin.
Berlin ist dann aber immer mehr zu einem Shithole verkommen, so hiess es selbst in Berliner Stadtmagazinen.
Das merkt man besonders intensiv, oder „echt drastisch“ wie man sagt, wenn man nur zu kurzen, überschaubaren Besuchen die Stadt besucht. So alle sieben bis acht Jahre.
Dann merkt man, wie es die Kulisse Berlin versteht, sich ständig neu in Szene zu setzen. Und wie jeder bereit ist, sich immer anders zu inszenieren.
Seit den 1920er Jahren wird Berlin in denselben Atemzügen mit Paris, London und New York genannt. Berlin ist Babylon und östlichstes Tor des freien Westens.
Und jeder Berliner und auch die Zugereisten setzen fast ihr Leben aufs Spiel, damit Berlin weiterhin Weltstadt bleibt. Und manchmal geht dies eben ganz fürchterlich schief.
Sei es drum.
Berlin – hassen oder lieben?
Beides wohl, ein bisschen.
Langweilig ist es dort jedenfalls nie, sondern immer wieder etwas anders.
Aber Berlin ist auf jeden Fall nie wieder so, wie in der zwanziger Jahren, während des Krieges oder zur Mauerzeit.
Die Geschichte hat dennoch grosszügig ihre Spuren auf dem Panzer der Stadt hinterlassen. Aber: Erwarten Sie nichts!
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