Wenn lübscher Klüngel plant und baut
Unerwünschte Diskussionen beim Umbau des berühmten Buddenbrookhaus
Egal wie antikapitalistisch und „sozial“ das eigene Weltbild ist – wenn es um Förderungen und Zulagen geht, hält der sozialdemokratische Klüngel der Stadt zusammen. Dabei hat das Buddenbrookhaus nur sehr entfernt etwas mit den Brüdern Mann zu tun. Ausgerechnet beim Gewölbekeller, der gemeinsam mit der Fassade als historisch bezeichnet werden darf, soll der Denkmalschutz ausgehebelt werden.
Hingegen: Thomas Manns letzte Adresse in der Roeckstrasse, eine Adresse mit direktem Bezug zu den Manns, scheint weniger interessant. Die dort nämlich bei der letzten Renovierung entdeckten historischen Tapeten, nachweislich aus der Gestaltungsphase der Julia Mann, interessierten keinen. Warum? Weil sich dort an keinen Subventionen und Förderungen mitverdienen ließ.
Weil das Buddenbrookhaus ein Symbol für jene ist, die weniger von den Manns verstehen, sehr wohl aber ihre Rolle als Kultur-Intellektuelle spielen und ausfüllen. Dass deutsche Intellektuelle, wie Hannah Arendt schon feststellte, die schlimmsten sind, zeigt sich nun im Umgang mit dem Denkmalschutz – womit sich der Kreis wieder schließt.
Jörg Sellerbeck, Lübecker „Bausenator der Herzen“ und Mitglied der „Bürgerinitiative Rettet Lübeck (BIRL)“ hat zu Recht darauf aufmerksam gemacht, dass die Geschichte des Hauses wesentlich älter ist, als 250 Jahre. Geschichte scheint den Kulturverantwortlichen der Stadt jedoch unwesentlich, es geht um die Pflege von Klischees, um die touristische Präparation eines Symbols.
Mit nur einem Zehntel der Investition hätte übrigens Erich Mühsam ein Museum und eine Gedenkstätte in der Stadt bekommen. Aber den hat man ja lieber in einer Ecke des Gewölbekellers verbannt…